Filmportrait:
Die Wohnung

Filmplakat Die Wohnung

Die Wohnung


D / Israel 2011
R: Arnon Goldfinger
LĂ€nge: 97 Min., FSK: 12

Spannende, aus persönlichem Blickwinkel erzĂ€hlte Dokumentation, bei der Regisseur Arnon Goldfinger herausfindet, dass seine Großeltern mit dem Chef des SS-Judenreferats befreundet waren.

Eine verlassene, wohl stickige Wohnung. Die RolllĂ€den werden hochgezogen - Luft soll hereinkommen, Licht ins Dunkel gebracht werden. Eine Stimme aus dem Off. Der Filmemacher adressiert sein Publikum. Im Alter von 98 Jahren ist Gerda Tuchler in Tel Aviv gestorben. Die Familie, angefĂŒhrt von der Mutter des Regisseurs Arnon Goldfinger, ist gekommen, um die Wohnung aufzulösen. 70 Jahre haben die Tuchlers, die 1937 vor den Nationalsozialisten nach PalĂ€stina geflĂŒchtet sind, hier gelebt. Das Apartment birgt Zeugnisse eines vollen Lebens: BĂŒcher und Fotografien, Kleider, zig Paar Handschuhe, Fuchs-Stolen, Schuhe, Briefe und Dokumente.

"Die Wohnung" erzĂ€hlt verdrĂ€ngte Holocaustgeschichte aus ganz persönlichem Blickwinkel. Wie können ein NS-Scherge und verfolgte Juden, deren Eltern in Vernichtungslagern ermordet wurden, befreundet sein? Goldfinger begibt sich mit seiner (zunĂ€chst widerwilligen) Mutter auf Spurensuche. Er befragt Wissenschaftler, besucht einschlĂ€gige Archive. Und er reist nach Wuppertal, wo von Mildensteins Tochter noch lebt. Freundlich wird er empfangen - ĂŒber die Nazivergangenheit ihres Papas scheint sie nichts zu wissen. Oder lĂŒgt die Frau?
Ausgezeichnet mit dem Bayrischen Filmpreis!

„Arnon Goldfinger hat ein Tabu gebrochen: Er erzĂ€hlt in einem Dokumentarfilm das Unsagbare - die Geschichte einer Freundschaft zwischen einer Judenfamilie und einer Nazifamilie - und bringt damit Israel ganz neu zum Sprechen.“
Tagesspiegel

„Ein radikaler, ehrlicher Film, der - ein schieres Wunder - zugleich direkt und subtil erzĂ€hlt ist.“
Frankfurter Rundschau

„Jemand zieht die Jalousien hoch, lĂ€sst Licht in die Wohnung fallen und wirbelt dabei auch den Staub auf, der nun erst sichtbar wird. Durch die Objektwelt hindurch versucht dieser Film noch einmal zu der persönlichen Betroffenheit vorzudringen, die sich hinter den Äußerlichkeiten verbirgt.“
Taz